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Die Grenze zwischen ideeller und materieller Welt ist osmotisch. Dem Wort kann die gleiche Bedeutung wie der Realität beigemessen werden, ganz im Sinne des Gedankens der Kunst als das Licht, welches den Raum zwischen Imagination und Realität beleuchtet. Dem Menschen, der danach strebt, seine Innenwelt mit der Außenwelt in Harmonie zu bringen, ist die Kunst ein geeignetes Hilfsmittel. Sie macht die Brücken und Geländer sichtbar, die sonst im Dunkeln lägen.

Logorealismus ist Wissenschaft, Kunst, Magie und beschäftigt sich über die Markenartikelwelt hinaus mit dem Phänomen der Namensgebung. Er untersucht u.a. die Auswirkung physikalischer Gesetze auf Wortinhalte (etwa Reibung, Gravitation, Magnetismus, Regen, Sonne, Wind...) findet neue Ordnungssysteme für Wortgruppen (Kondensatorwörter, Wechselstromwörter, Retortenrhetorik, mimikrytische Namen, Schachtelwörter, Transformatoren...). Er behandelt Worte wie kleine Lebewesen, die sich fortpflanzen, oder Moleküle, die chemische Reaktionen eingehen... Logorealismus untersucht den Wirklichkeitsgehalt von einzelnen Buchstaben und Worten, was zu verzwickten Gedichten ebenso wie zu Performances oder Objekten führen kann.



 Traumkoffer

Ein Koffer voller Träume wie "Schokotraum, Sahne-Traum, Traumfontäne, Vanilla-Traum, Mehlspeistraum, Schlemmertraum, Knuspertraum, Mutterträume..."



 Logozoon

Ein handelsüblicher REAL-Einkaufswagen der, auf den Kopf gestellt, zum Käfig für Markenartikel wird, die Tiernamen tragen wie Wolf, Uhu, Condor, Igel, Alligator, kangaroos, white shark, Tapir, red horse, bufalo, Lion, Ferdi Fuchs, Dove, Elch, Tapir usw.
Bei Picasso wird ein Fahrradsattel mit Lenker zu einem Stierkopf, bei Duchamp wird ein umgedrehtes Fahrradrad zur Kunst, im Supermarkt wird ein Wolf zu Staubsaugerbeuteln und aus Fahrradventilen werden Alligatoren. "Was wird da aus mir?" fragt sich der Mensch.




 Opus Magnum

Das Opus Magnum ist Kunstwerk, Investmentfond sowie der Stein der Weisen in Einem und steht zum Verkauf offen. Der Preis eines jeden Artikels wird bestimmt, indem er in Gold aufgewogen wird.

Das Opus Magnum besteht derzeit aus 493 einzelnen Objekten, die "Gold" in ihrem Namen tragen. Dabei handelt es sich größtenteils um inhaltsleeres Verpackungsmaterial (Kartonagen, Kisten, Schachteln, Tüten, Dosen, Gläser, Flaschen und ähnliches). Ferner gibt es auch Fotografien (bei Objekten, die aufgrund ihrer Größe oder Unbeweglichkeit nicht in die Sammlung aufgenommen werden können) sowie Werbeplakate, Anzeigen aus Zeitschriften, Visitenkarten, Kleidungsstücke und anderes. Sämtliche Verpackungen wurden nach ihrer Öffnung, Leerung und Reinigung im Originalzustand belassen. Alle Artikel sind einzeln genauestens katalogisiert, so dass Dopplungen ausgeschlossen werden können. Ein Zertifikat bestätigt jeweils die Einmaligkeit des Massenwareproduktes
Im Gegensatz zu jedem anderen Kunstwerk hat der Käufer direkten Einfluss auf die Wertsteigerung des Objekts. Der Käufer kann die Sammlung eigenständig weiterführen und somit seinen Reichtum kostengünstig vermehren, indem er Gold findet, welches bisher nicht Teil des Opus Magnums war. Auch Finder erhalten ein Zertifikat.

Zuletzt ausgestellt und zum Verkauf angeboten wurde die Sammlung in einem ehemaligen Eisenwarenladen während der ortung ix  in Schwabach.
Am 18.5.2015 gab es von Rachel Roudyani im Radio Bayern 2 einen Beitrag über die Schwabacher Biennale und ab 1:30 min wird ausführlich über das Opus Magnum berichtet.

Zur Bestimmung des Gesamtwertes der Sammlung:

1 Unze 24-karätiges Feingold (1 oz.tr.) entspricht 31,103 Gramm und kostet 1.035,29 €  (Stand: 01.09.2018)
Das Opus Magnum besteht derzeit aus 493 Artikeln. Das Gesamtgewicht beträgt rund 39 kg (= 1121,74 oz.tr.)
Daraus errechnet sich der momentane Gesamtwert des Opus Magnums von 1.298.150 €


 Höhlengleichnis

Eine Schultafel auf der Markenartikel befestigt sind. Ihre Namen formieren sich zu einer mathematischen Gleichung:
„duplo plus solo minus trio ohne gleichen“
Darunter stehen die jeweiligen Preise und die Endsumme.
In Analogie zu Platons Höhlengleichnis und der Welt der Ideen wird hier die Metaebene des Handelswesens definiert.




 Satina

Alles ist eitel.

 


 In 80€ um die Welt

Der Titel nimmt Bezug auf den 1872 erschienenen Roman von Jules Verne. In der Abwandlung der Grundidee einer Wette geht es nun um Einkaufsartikel, die zusammengenommen nicht mehr als 80 € kosten.
Die Arbeit besteht aus Plakaten, auf denen Markenartikel vor weißem Hintergrund abgebildet sind. Sie tragen Namen von Städten, Ländern, Kontinenten, Meeren, Flüssen, etwa:
Nizza (Kekse), New York (Bier), Sansibar (Schokolade), Hawaii (Pizza), Shanghai (Sauce), Casablanca (Bier), Pacific (Parkett Politur), Philadelphia (Frischkäse), Miami (Streichhölzer), Afrika (Schokoladenkekse), Europa (Dekorationsdraht), Amsterdam (Acrylfarbe), Alaska (Toaster), Karibik (Bier), Nordpol (Baumwollsocken), Paris (Kaugummizigaretten), London (Kondome), Gizeh (Zigarettenfilter), China (Kaubonbons), Nil (Zigaretten).
Auf einer großen Bildfläche befindet sich ein großer Kassenbon mit Auflistung und Summe der gesamtem Artikel. (In Anlehnung an den Roman ist die Summe der Artikel zu hoch und erst durch Abzug des Pfandgeldes der drei Flaschen kommt der Wert unter 80€. Dies erinnert an Phileas Fogg, der seine Wette verloren glaubte, da er etwas zu spät ankam, bis er bemerkte, dass er auf seiner Reise um die Welt Richtung Osten unbemerkt einen Tag dazugewonnen hatte.)
Jedem Bild-Plakat ist unterhalb des Markenartikels ein Zitat beigefügt, zum Teil aus dem Roman, zum Großteil aus anderen Zusammenhängen, das jeweils einen Aspekt des Themenkreises der Arbeit aufgreift, etwa:

„Weise ist, wer sein Leben eintönig gestaltet, denn dann besitzt jeder kleine Zwischenfall das Privileg eines Wunders. Der Löwenjäger erlebt kein Abenteuer über den dritten Löwen hinaus. Wer nie aus Lissabon herausgekommen ist, fährt im Auto in den Vorort Benfica in die schiere Unendlichkeit und, wenn er eines Tages nach Sintra fährt, meint er, er sei bis zum Mars gereist. Der Reisende, der die ganze Erde durcheilt hat, findest ab 5000 Meilen nichts Neues mehr; er findet nur neue Dinge; Neues und wieder Neues, Altes im ewigen Neuen, doch der abstrakte Begriff der Neuheit ist schon bei der zweiten Neuheit auf dem Meer zurückgeblieben.“ (Fernando Pessoa)

Mein Großvater pflegte zu sagen: „Das Leben ist erstaunlich kurz. Jetzt in Erinnerung drängt es sich mir so zusammen, dass ich zum Beispiel kaum begreife, wie ein junger Mensch sich entschließen kann, ins nächste Dorf zu reiten, ohne zu fürchten, dass – von unglücklichen Zufällen ganz abgesehen – schon die Zeit des gewöhnlichen, glücklich ablaufenden Lebens für einen solchen Ritt bei weitem nicht hinreicht.“ (Franz Kafka)

Where do you want to go today? (Microsoft)

Bevor du Zen studierst sind Berge Berge und Flüsse Flüsse, während du Zen studierst sind Berge keine Berge mehr und Flüsse keine Flüsse, aber wenn du einmal die Erleuchtung hast sind Berge wieder Berge und Flüsse wieder Flüsse. (Daisetz Teitaro Suzuki)

Auch in dieser Dualität „Foto und Text“ findet sich eine Reminiszenz an den Roman. Der Engländer Phileas Fogg, ein gefühlloser, warholscher Automat, der trotz seiner Weltreise weltfremd wirkt, da er nur an seine Wette denkt und sich für keine Sehenswürdigkeit interessiert, spiegelt sich in der nüchternen Werbewelt-Plattheit der Verpackungen. Für Spannung ist Jean Passepartout, sein treuer Diener, zuständig. Von ihm heißt es, er ist „Franzose und kann deswegen seinen Mund nicht halten“. Ihm entsprechend werden die Bilder von tiefergehenden Zitaten begleitet, die weitere Bedeutungsebenen der Arbeit öffnen und dem Betrachter etwas liefern, was der Werbung gemeinhin schwerfällt: Gedankenanregung.
Stichworte zu den Zitaten:
„Markenimperialismus“, Konsumgläubigkeit, Massentourismus, Klimawandel und Flugreiseverkehr, globales Dorf, die Neuigkeitensucht der Postmoderne, Realität und Abbild (Ceci n'est pas une pipe), Wahrheit und Täuschung, Abenteuerlust und scheinbare Befriedigung, Fernweh, Absättigung, Kunst im Gewand der alltäglichen Werbung.

Der zivilisierte Mensch befindet sich in ständiger Bewegung und hat, wie bereits Phileas Fogg, kaum die Muse, anzuhalten und wahrzunehmen. Damals galt es als rasant, in 80 Tagen um die Welt reisen zu können. Heute aber geht das nicht nur um einiges schneller, wir kehren den Prozess sogar um und holen uns die ganze Welt nach Hause und konsumieren sie 'en passant'. Selbst während des alltäglichen Einkaufs werden wir aufgefordert, uns in ferne Welten zu träumen. Dabei entwerfen die Markennamen ihre eigene, dem Blick der Industrienationen entsprechende, Weltkarte. „Afrika“ ist nur als undifferenziertes Gesamtpaket zu kaufen, während Europa und Nordamerika viel detaillierter in den Supermarktregalen auftauchen. Keine erfolgsorientierte Firma tauft ihre Produkte Ruanda, Äthiopien oder Mali. Dann doch lieber Bali – das Assoziationen wie Kultur, Entspannung und Urlaub weckt. Die Markennamen sprechen von Weite, Weltoffenheit und Exotik. Ihre Reiseabenteuer für Daheimgebliebene suggerieren, man könne wirklich alle Wünsche im Supermarkt hier um die Ecke befriedigen. Die Welt ist käuflich und der Stadtmensch ist befriedigt.